Neue Erkenntnisse jenseits des Hunde-Äquators
Gar nicht weit weg, noch in Europa und trotzdem so anders, eröffnet sich eine vollkommen andere, faszinierend-fremde Polarwelt. Eine Welt mit vielen Überraschungen, in der man immer mit Plan B rechnen muss.
So begann meine Expeditionskreuzfahrt Richtung Grönland auch bereits Zuhause mit einer Überraschung. „Aufgrund der unerwarteten, verstärkten Eissituation wird es der Sea Spirit nicht möglich sein, den Kangerlussuaq Fjord zu erreichen…..“, so die Nachricht von Poseidon Expeditions einen Tag vor Abreise!
Also trat schon vor der eigentlichen Kreuzfahrt ein Plan B in Kraft und Poseidon Expeditions charterte kurzfristig ein Flugzeug, um alle Gäste von Kangerlussuaq nach Sisimiut zu fliegen, wo die Expedition in die Polarregion rund um Westgrönland endlich beginnen konnte.
Eine Reise voller Überraschungen
Ich war platt, wie viel „Menschliches“ dieses Extremgebiet der Erde – neben einer überwältigenden Natur – für mich bereithielt!
Ob Besuch bei den Inuit, die seit September keine Fremden mehr zu Gesicht bekommen hatten und in Aappilattoq extra einen Kirchenchor zusammentrommelten oder das Soccer-Spiel auf dem Dorfplatz in Qeqertarsuaq (wo wir sehnlichst erwartet wurden) – die farbenfrohen Menschen und bunten Häuser in Grönland haben einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen!
Dasselbe gilt für die doch recht gewöhnungsbedürftige Küche der Inuit, die ich natürlich probiert habe. Maktaaq, die sehr vitaminreiche rohe Walhaut mit leichtem Mandelaroma inklusive…
Unglaublich auch, wie zufrieden die Menschen dort trotz aller Entbehrungen sind: In Itilleq beispielsweise sah ich, wie das Wasser in Tanklastwagen angeliefert wird oder wie die Leute es mit Kanistern am Wasserhäuschen abzapfen.
Wegen des Permafrosts die einzige Möglichkeit, normale Wasserleitungen müssten alle für teures Geld mit Heizspiralen umwickelt werden.
Multikulti und besondere Erkenntnisse
Zum Erfolg dieser Reise trug aber ganz wesentlich das Expeditionsteam bei, das sogar einen Eisberg per Zodiac zu stoppen wusste! Von der deutschen Expeditionsleiterin und dem Schwiegersohn des geadelten britischen Polarforschers Sir Wally Herbert über die spanische Abenteurerin Martha, die im vorolympischen Segelteam in die Antarktis segelte, bis zu „Kayakmaster“ Ida, die sogar an einer Euro-Arabischen Frauenexpedition teilnahm und den Nordpol per Ski erreicht hat …
Jeder ließ uns auf Vorträgen höchst unterhaltsam und aufschlussreich an seinem Leben und seinen Erfahrungen teilhaben. Auch auf dieser Reise sah ich mich bestätigt, wie essenziell es ist, mit dem richtigen Schiff, einem engagierten Expeditionsteam und gleichgesinnten, interessierten Mitreisenden unterwegs zu sein und gemeinsam von Wanderungen bis zur Kajaktour aktiv unterwegs zu sein.
Natürlich waren mir Erik der Rote und die Wikinger ein Begriff, aber die Geschichte dazu ist dort in Grönland allgegenwärtig.
Eine solche Expeditionskreuzfahrt entspricht eigentlich einer Studienreise auf dem Wasser, denn man lernt und entdeckt jeden Tag Neues.
Oder wussten Sie, warum in Grönland alle Kindergärten eingezäunt sind? Ich weiß es jetzt und es liegt daran, dass den eigentlich so flauschig-possierlichen Greenland-Dogs rohes Fleisch zum Fressen vorgeworfen wird und sie deshalb – Instinkt ist Instinkt – möglicherweise ein gestürztes Kind verletzen könnten …
Und seit dieser Expedition weiß ich auch, dass sich ein Greenland-Dog erst ab dem Hundeäquator (Nordpolarkreis) so nennen und sich keinesfalls mit anderen Haushunden mischen darf. Mein Fazit: Das Schiff Sea Spirit und die 22 m² großen Kabinen sind zum Wohlfühlen, nur 88 Passagiere und eine sensationelle, 10-köpfige Expeditionscrew perfekt für das Abenteuer Arktis.
Nicht im absoluten Luxussegment angesiedelt, aber authentische Erlebnisse im definitiv passenden Ambiente.